Coaching und Mentoring im Vergleich

Welchen Sinn erfüllen diese Instrumente in der Mitarbeiterwentwicklung?

Für viele Unternehmen und Personaler ist es längst zu einer selbstverständlichen Erkenntnis geworden, dass nur gut aus- und weitergebildete Mitarbeiter langfristig auch erfolgreiche Mitarbeiter sind. Doch neben klassischen Seminaren und fachlichen Fortbildungen gewinnen in jüngster Zeit auch Angebote der persönlichen Arbeitsbegleitung und -unterstützung an Bedeutung. Im geschützten Umfeld soll Mitarbeitern die Möglichkeit gegeben werden, die eigene Arbeit zu reflektieren und sich durch eine individuelle Unterstützung weiter zu professionalisieren. Neben der Supervision haben in diesem Zusammenhang vor allem das Coaching als professionellem Beratungs- und Unterstützungsangebot für Fach- und Führungskräfte und Mentoring als Angebot der Lern- und Entwicklungsförderung vor allem für neue Mitarbeiter an Bedeutung gewonnen. Doch worin unterscheiden sich beide Angebote genau und wann ist welche Variante sinnvollerweise anzuwenden?

Was haben Coaching und Mentoring gemeinsam?

Zunächst einmal muss festgehalten werden, dass das Ziehen einer scharfen Trennlinie zwischen Coaching und Mentoring nicht ohne weiteres möglich ist. Dies hängt damit zusammen, dass beide Begriffe in der Literatur sehr unterschiedlich verwendet werden und eine klare und allgemein gültige Definition fehlt. In der Tat haben beide Methoden erkennbare Gemeinsamkeiten. So stellen beide Methoden ein Entwicklungsangebot für Mitarbeiter dar, bei dem die persönliche Begegnung im Zentrum steht. Anders als in klassischen Seminaren und Workshops bietet die unmittelbare Kommunikation beim Coaching und Mentoring die Möglichkeit einer direkten Begegnung. Inhalte können unmittelbar besprochen werden und ein vertrauensvoller Austausch ist möglich. Im Zentrum beider Methoden stehen dabei nicht zuerst die zu vermittelnden Lerninhalten, sondern die Person des Coachee bzw. Mentee mit seinen Fragen und seinem persönlichen Entwicklungsbedürfnis.

Was sind die Unterschiede zwischen Coaching und Mentoring?

Bei aller Unschärfe der Begriffe und einigen Gemeinsamkeiten lassen sich deutliche Unterschiede zwischen Coaching und Mentoring benennen, die beiden Methoden ein klareres Profil gehen können:
  • Auswahl von Coach oder Trainer: Während beim Coaching sowohl auf einen internen, als auch auf einen externen Coach zurückgegriffen werden kann, bedient sich das Mentoring fast immer unternehmensinterner Mentoren.
  • Ausbildung: Wer die Aufgabe eines Coaches übernimmt, ist für diese Tätigkeit üblicherweise eigens geschult und ausgebildet. Der Mentor bezieht seine Kompetenz dagegen vor allem aus seiner beruflichen Erfahrung und den Kenntnissen, die er sich im Laufe seines Berufslebens angeeignet hat.
  • Zielgruppe: Das Mentoring möchte einem konkreten Mitarbeiter Kenntnisse und Fähigkeiten für eine konkrete Aufgabe oder Anforderung vermitteln. Es richtet sich dabei vor allem an Berufsneulinge, aber auch an erfahrene Mitarbeiter, die bei der Ausübung ihrer Tätigkeit unterstützt und gefördert werden sollen. Das Coaching richtet sich dagegen vor allem an angehende Führungskräfte. Sie sollen durch den Coach befähigt werden eigene Handlungsoptionen und Strategien für auftretende Probleme zu entwickeln.
  • Hierarchie: Während im Coaching keine hierarchische Ungleichheit zwischen Coach und Coachee besteht und der Coach eher als Helfer und Unterstützer fungiert, herrscht im Mentoring meist eine klare Hierarchie. Der Mentor ist in der Regel ein Vorgesetzter des Mentee.
  • Zielsetzung: Das Coaching will dabei helfen, eine Methodenvielfalt zu gewinnen und eigene Problemlösungsstragien zu entwickeln. Beim Mentoring geht es dagegen eher um die Vermittlung konkreter und praktischer Lösungen. Der Mentee soll das notwendige Handwerkszeug für die übernommene Aufgabe erlernen.
  • Dauer: Das Mentoring begleitet einen Mitarbeiter üblicherweise über einen längeren Zeitraum als das Coaching. Dies liegt vor allem daran, dass das Coaching oft anlassbezogen ist und sich auf einen relativ konkreten Zeitraum bezieht. So soll ein Mitarbeiter zum Beispiel einige Wochen vor und nach der Übernahme einer neuen Aufgabe begleitet und unterstützt werden, bis er genügend Sicherheit in der neuen Tätigkeit verspürt.


Achtung, es gibt viele Coaches!

Der Begriff des Coachings wird häufig nicht im oben beschriebenen Sinn verwendet. Viel zu oft ist Coaching ein unklarer und verwässerter Begriff. Coachinginteressenten sollten daher die folgenden Hinweise beachten:
  • 1. Oft gibt es in Unternehmen auch unternehmensinterne Coaches für spezielle Aufgaben, z. B. einen EDV-Coach, einen Coach für Zeitmanagement oder einen Coach für Buchhaltungsseminare. Grundsätzlich wäre es im Sinn einer klaren Begriffstrennung sinnvoller, diese fachspezifischen Coaches eher als „Ausbilder“ oder „Trainer“ zu bezeichnen. Da dies jedoch nicht geschieht, bleibt die Trennung zwischen Coaching und allgemeinen Schulungsangeboten unscharf. Mitarbeiter sollten sich deshalb gut informieren, wie die jeweiligen Begriffe in ihrem Unternehmen verwendet werden und wie sich diese mit persönlichen Weiterentwicklungszielen decken.
  • 2. Mitarbeiter mit Interesse an Coaching sollten sich gut über ihren potentiellen Coach und seine Methodik informieren. Da der Begriff des Coachings nahezu ungeschützt ist, tummeln sich eine große Bandbreite an „Coaches“ auf dem schillernden und bunten Coaching-Markt. Dabei versteht es sich jedoch von selbst, dass von einem Coach mit 5-Tages-Crashkurs nicht die gleichen Standards erwartet werden können, wie etwa von einem zertifizierten Coach mit mehrjähriger Ausbildung und nachweisbarer Praxiserfahrung. Mitarbeiter sollten bei einem Erstgespräch thematisieren, ob der mögliche Coach für ihre Bedürfnisse und Anforderungen in Frage kommt. Ist dies nicht der Fall, so ist es legitim und üblich nach dem Erstgespräch einen Schnitt zu machen und Ausschau zu halten nach einem neuen Coach, der sich für die angefragten Bedürfnisse besser eignet.
  • 3. Hin und wieder soll es vorkommen, dass Vorgesetzte und Chefs sich selbst überschätzen. Um ihren Mitarbeitern etwas Gutes zu tun, bieten sie dann an, selbst als Coach für interessierte Coachees zu fungieren. Dieses Vorgehen ist jedoch aus zweierlei Hinsicht bedenklich. Zum einen braucht ein Coach eine umfassende Ausbildung, die ihn befähigt mit einer methodischen Bandbreite zu agieren. Führungserfahrung und Fachkenntnis darf hier also nicht mit Coaching-Kompetenz verwechselt werden. Zum anderen lebt das Coaching von einer vertrauensvollen Atmosphäre. Probleme sollen offen angesprochen und thematisiert werden können. Dies wird vermutlich jedoch nur eingeschränkt möglich sein, wenn Chef und Coach in einer Person vereint sind.


Ein Fazit
Grundsätzlich stellen sowohl Coaching als auch Mentoring eine sinnvolle und wichtige Unterstützungsmöglichkeit dar, deren Angebot im Sinne der persönlichen Weiterentwicklung in jedem Fall in Anspruch genommen werden sollte. Während sich das Mentoring vor allem an neue Mitarbeiter oder Mitarbeiter mit neuem Aufgabenfeld richtet, stellt das Coaching vor allem ein Entwicklungsinstrument für angehende und neue Führungskräfte dar. Da jedoch nicht alles Gold ist, was glänzt, sollten vor allem im Bereich des Coachings gut geprüft werden, ob der potentielle Coach den eigenen Anforderungen entspricht.
Autor: Norbert Becker, www.der-textbecker.de
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